Montag, 6. August 2007

Über die feinen Unterschiede im Popcorn-Kino

Die Rezeption des Popcorn-Kino ist eine merkwürdige Sache. Manchmal werden selbstvergessene Kulturredakteure aus ihrem Elfenbeinturm geholt, um das neueste Werk einer Filmgattung zu rezensieren, die sie privat weder schätzen noch lieben. Dann kann es passieren, dass ein hervorragender Kenner des deutschen Autorenfilms plötzlich den neuesten Streifen mit Bruce Willis kritisieren muss. Privat wäre er nie reingegangen, aber der Kollege ist gerade in Urlaub, und einer muss ja. So einer kann gar nicht anders, als die Äpfel seiner sonstigen Sehgewohnheiten mit den Birnen zu vergleichen, die er jetzt vorgesetzt bekommt.

Dann gibt es noch die gekauften Kritiken, bei denen es nur darum geht, die Marketing-Maschinerie zu flankieren. Eine weitere Sorte sind die unreflektierten Meinungsäußerungen einzelnder Kinogänger, die im Internet abstimmen: subjektiv, unüberlegt und leicht zu beeinflussen.

Wer bemüht sich eigentlich, das Genre liebevoll aber objektiv zu betrachten? Ein Beispiel: Jüngst gab es zwei neue Kracher , die mit mehr oder minder großem Erfolg die Gunst der Publikums zu erhaschen versuchten. Zuerst kam Bruce Willis mit dem vierten Aufguss seines langsamen Sterbens Die Hard 4.0 . Jetzt, ein paar Wochen später, kamen die selbsttransformierenden Autos auf die Erde und in die Kinos, um dort als Transformers ihren Krieg zu führen. Beide Filme haben eine ähnliche Zielgruppe, lassen es ordentlich krachen und wollen dem audiovisuell verwöhnten Action-Liebhaber das bieten, was sein Kinderherz erfreut.

Doch nirgendwo hört oder liest man, wie unterschiedlich gut das gelungen ist. Das Charisma eines Bruce Willis würde die Leute auch dann noch ins Kino locken, wenn er neunzig Minuten lang aus einem Telefonbuch vorlesen würde. Tatsächlich ist sein neuester Film fast so langweilig, als täte er es tatsächlich. John McClane ist ein blasses Abziehbild der früheren Jahre. In peinlich platten Dialogen wird versucht, einen Generationenkonflikt zwischen dem Polizisten und seinem jungen Schützling zu konstruieren. Die coolen Sprüche hören sich an, als hätte man sie schon hundert Mal besser gehört. Eigentlich slles ist schon einmal da gewesen, witziger, spannender, unterhaltsamer. Mit jeder Explosion, jedem zerstörten Auto wird die Fantasielosigkeit der Drehbuchschreiber deutlicher. Wer sich diesen Film antut, wundert sich doch sehr, wie der Schauspieler Willis in Interviews behaupten kann, der vierte Teil könne endlich wieder an die Qualitäten des ersten anknüpfen. Der vierte Teil ist der Schwächste, und Willis weiß das mit Sicherheit, aber er darf es nicht sagen. Warum aber sagen es so wenig andere?

Auch Transformers hat den Bundesfilmpreis bestimmt nicht verdient, aber der Film funktioniert. Hier sind die Dialoge noch frisch und witzig, die Darsteller unverbraucht. Die Action ist ebenso solide wie beim alternden Bruce Willis, aber in Transformers ist sie in eine (unglaubwürdige) Handlung eingebettet, die immerhin lustig und überdreht ist. Die Computer-Hacker aus Die Hard 4.0 agieren und reden wie in der x-ten Folge irgendeiner blöden Fernsehserie. Die Hacker in Transformers reden Blödsinn, aber es ist witzig.

Ich weiß nicht, welcher der beiden Filme mehr Kasse macht. Transformers scheint viele schlechte Kritiken einzusammeln. Ich kann nur sagen: Leute, die ihr dieses Genre liebt und deshalb Vergleiche ziehen könnt: Sagt, was Sache ist. Bruce Willis und alle, die mit den Stirb-Langsam-Filmen Kasse gemacht haben, haben ausgesorgt. Gebt dem Nachwuchs eine Chance, seien es nun die Transformers oder irgendwas anderes, was ordentlich Krach macht.