Freitag, 5. Juni 2009

Warum Automaten und Computer was für Arme sind.

Es ist alles so mühselig: Fahrkarten am Automaten, Bankgeschäfte im Internet oder am Automaten, Hotelreservierungen im Internet oder am Telefon, Reisen buchen, Flüge buchen, Urlaub buchen, alles über das Internet. Angeblich ist das billiger. Auf jeden Fall ist es teurer, wenn man persönliche Beratung will oder braucht.

Manchmal heißt es, so würde alles viel schneller gehen. Aber an den Automaten gibt es auch schon Schlangen. Wer Geld am Automaten abheben möchte und das an einem zentralen Ort, der muss sich unweigerlich hinten anstellen, bis der Automat Zeit für ihn hat.

Auf jeden Fall wird Personal eingespart. Auf jeden Fall sind die Automaten billiger. Auf jeden Fall wird die Vielfalt der Dienstleistungen eingeschränkt, denn ein Automat kann immer nur das, was vorher in ihn hineinprogrammiert worden ist. Ganz bestimmt werden die Ersparnisse nicht einfach an den Verbraucher weitergegeben. Nein, die Maschine sort dafür, dass der, dem sie gehört, besser verdient. Der auf die Maschine angewiesen ist, dem bringt sie keinen Mehrwert.

Ich kaufe deshalb meine Fahrkarten am liebsten am Schalter. Zum Glück gibt es die noch. Es sind noch nicht alle abgeschafft worden. Aber auch da kann man Pech haben. Bei gewissen lustlosen und mißgelaunten Bahnangestellten habe ich mir schon gewünscht, ich würde von einem Automaten bedient werden. Der hätte schneller und unkomplizierter funktioniert. Dasselbe gilt für Postangestellte. Ein Beispiel:

Sie sah nett aus, abgesehen von den künstlichen Locken. Die Augen etwas dornig. Irgendwo muss sie ja Geld verdienen, denke ich, warum nicht hier am Postamt in der Kreuznacherstrasse in Berlin. Ich habe da ein paar Briefumschläge unterschiedliche Größe, für die würde ich gerne die entsprechenden Briefmarken kaufen. Was aber bedeutet nun genau entsprechend.? Das kann mir diese Postangestellte nicht sagen, es kommt schließlich darauf an, wie viel man da reintut, in diese Briefumschläge. Aber es muss doch ein übliches Gewicht geben, argumentiere ich. Übliches Gewicht, damit kann die Postangestellte erst recht nichts anfangen. Vermutlich will sie sich schon deshalb nicht festlegen, weil ich sonst auf die Idee kommen könnte, sie nachträglich verantwortlich zu machen, wenn ich meine Briefe falsch frankiere. Sie ist ja Amtsperson. Auf keinen Fall darf sie falsche Aussagen machen. Zugegeben, meine Frage war unscharf. Ich weiß einfach nicht genau, was für Briefmarken ich brauche, und ich weiß auch nicht, wie schwer meine Briefe sein werden? Eine Maschine wäre mit einer solchen Fragestellung definitiv überfordert. Und die Postangestelle aus Fleisch und Blut und mit falschen Locken? Die ist nicht unbedingt überfordert, aber unwillig. Sie möchte auf unexakte Fragen nicht antworten. Sie nimmt sich für ihr Verhalten die Maschine zum Vorbild. Die Maschine hätte ihr jedoch voraus, dass ich mich nicht über ihre schlechte Laune und ihre Gehässigkeiten ärgern muss. Also muss ich der Postangestellten leider sagen, dass eine Maschine ihren Job besser erledigen würde, als sie es tut. Und billiger noch dazu. Die Postangestellte regt sich jetzt richtig auf. Sie fühlt sich im Recht, und ich bin der unverschämte Kunde. Außerdem ist sich die Postangestellte sicher, dass sie ihren Job nicht verlieren wird. Es gibt schließlich Verträge - und Tarifverträge. Die Postangestelle hat es gut. Ich werde in zehn Jahren noch mal nachfragen, wie es ihr geht. Bin gespannt, ob sie ihren Job dann noch hat.

Maschinen und Menschen, die geben sich also nicht viel. Und ich sage es noch einnmal: Maschinen in der Zukunft, die werden da sein für die Armen, für die Benachteiligten, für die Mühseligen und Beladenenen. Es gibt Länder, da versuchen sie schon, Altenpflege durch Maschinen erledigen zu lassen. Oder Lehrer durch Roboter zu ersetzen. Fürs Putzen werden sie schon lange verwendet. Was das Putzen angeht: Wo ich momentan arbeite, da kommt abends eine afroamerikanische Putzfrau, keine fünfundzwanzig. Ihre Haut glänzt wie schwarzer Samt. Sie schaut etwas unglücklich. Vielleicht hat man ihr schon den Putzroboter gezeigt, der sie demnächst ersetzen soll.