Donnerstag, 11. Februar 2010

Grundsätzliche Überlegung zum Thema Gut und Böse

Wäre ich damals im Russlandfeldzug dabei gewesen, als Deutschland noch unter dem Hakenkreuz stand, und hätte ich erlebt, wie es allmählich zu Ende geht. Was hätte ich getan?

Hätte ich erkannt, dass ich auf der Seite der Bösen stehe? Wahrscheinlich nicht. Gehen wir aber mal davon aus, ich hätte es erkannt und hätte beschlossen, die Seiten zu wechseln.

Sagen wir, ich wäre vor Stalingrad gelegen und hätte irgendwann beschlossen, die weise Fahne zu schwenken und zu den Russen überzulaufen. Ich hätte vielleicht sogar mit denen kolaborieren wollen, hätte ihnen alles verraten, was ich über die deutschen Stellungen gewusst hätte. (Nicht viel, nehme ich an.)

Nach dem Krieg hätte ich vermutlich nicht nach Deutschland zurückkehren wollen. Ein Überläufer hätte es nämlich auch im Nachkriegsdeutschland nicht einfach gehabt. Gehen wir also davon aus, ich wäre in Russland geblieben.

Dann wäre ich mitten in den Stalinismus geraten. Hinein in die schlimmsten Zeiten. Mit anderen Worten: Ich wäre von den Bösen zu den Bösen übergelaufen.

Also hätte ich besser an der Westfront kämpfen müssen. Dann hätte ich eine Chance gehabt, zu den Amis überzulaufen. Die haben sich schliesslich nach dem Krieg als die wahrhaft Guten herausgestellt.

Spätestens beim Vietnamkrieg hätte ich auch bei den Amis meine Zweifel bekommen.

Mit dem Guten und dem Schlechten scheint es nicht so einfach zu sein, hätte ich gedacht. Aber dann wäre ich ja schon in Rente gewesen. Ich hätte mit den Schultern gezuckt. Vielleicht hätte ich gesagt: "Wenigstens ein paar Jahre lang richtig gut gelebt." Das jedenfalls soll Feldmarschall Göhring gesagt haben, als er schon lange nicht mehr Feldmarschall war, sondern nach nach den Nürnberger Prozessen auf seine Hinrichtung wartete.

Es ist wohl besser, ich beschäftige mich nicht nicht länger mit der Frage, wie ich mich im zweiten Weltkrieg verhalten hätte.

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