Ist das wirklich so einfach? Sind tatsächlich ein paar Wenige dafür verantwortlich, dass eine ganze Welt in die Rezession versinkt? Nein, so einfach ist es nicht!
Wir wissen zum Beispiel, dass in den USA viele Kredite vergeben worden sind, die nie hätten vergeben werden sollen. Dort hat sich irgendwann jeder ein Haus bauen können, auch wenn er nicht im Mindesten über die finanziellen Mittel dazu verfügte. Mit Krediten bekam man das immer irgendwie hin.
Jetzt tun wir doch mal nicht so, als ob uns das alle kalt erwischt hätte. Wir halten uns alle für mündige Bürger, und die drüben auf der anderen Seite des Atlantik tun das auch. Die Gier hat auch jene verleitet, die einfach nur das Häuschen haben wollten, das sie sich nicht leisten konnten.
Hier bei uns wird genau dieselbe Schiene gefahren. Das nennt sich dann
Easy Creditoder ähnlich. Ich habe in Neukölln schon Bankenfilialen gesehen, die offensichtlich alleine dem Zwecke dienen, Leuten Kredite aufzuschwatzen. Deren Werbeplakate sind offensichtlich auf zahlungsschwache Kundschaft ausgerichtet. Das gibt es auch jetzt noch, mitten in der Finanzkrise.
Wie viele von uns fahren Autos, die sie sich nicht leisten könnten? Wie viele (riesige und teure) Flachbildschirme müssen erst noch abgezahlt werden? Wie viele Häuschen hier in Deutschland werden unter den Hammer kommen, wenn die Leute, die drin wohnen, ihre sicher geglaubten Jobs verlieren? Sehr viele arbeiten bei uns in der Automobilbranche, oder im Zuliefererbereich. Wenn das dann plötzlich nicht mehr so funktioniert, mit den auf Kredit gekauften Autos, dann verlieren plötzlich all die Leute ihren Job, die in auf Kredit gekauften Häuschen wohnen. So schließt sich der Kreis. Alles hängt zusammen, alles kann einstürzen wie ein Kartenhaus.
Wir können nicht sagen, wir hätten davon lange nichts gewusst. Wir können nicht behaupten, es sei uns alles nur aufgeschwatzt worden. Natürlich, manch einem ist vielleicht von seiner Bank eine Investition aufgeschwatzt worden, die nicht ganz so risikolos war, wie behauptet. Aber hätte uns nicht schon viel früher stutzig machen müssen, dass Geld angeblich
arbeitenkann? Haben wir nicht auch gerne geglaubt, was uns weiß gemacht wurde, weil wir gierig waren, weil wir alle alle gierig sind, und weil das menschlich ist?
Jetzt nach Sündenböcken zu suchen, dort wo die Gier am offensichtlichsten zu Tage tritt, das ist auch menschlich, aber es ist falsch. Wir können uns nicht aus der Verantwortung zählen. Wir sind es, die diese Welt gestalten, wir alle, und sei es nur durch Gewährenlassen, durch Wegschauen, durch Nichtstun.
In den Banken ist eine Kultur entstanden, die zu Verantwortungslosigkeit geführt hat. Das stimmt. Aber dies ist keine Kultur gewesen, die von wenigen und von oben herab befohlen wurde ist. Die Kultur des Geldes haben wir alle geschaffen, und wir haben alle an sie geglaubt, ohne viel nachzufragen. Daran hat sich auch heute nicht viel geändert.
Jetzt, wo das Geld bald etwas knapper wird, ist es um so schwerer, nicht an das Geld zu denken. Jetzt überlegt sich natürlich jeder, wie er selbst möglichst ungeschoren aus der Sache wieder herauskommt. So sind wir Menschen. Vielleicht wäre es aber an der Zeit, wieder nach eine paar neuen Idealen zu suchen. Demokratie, soziale Marktwirtschaft, vielleicht ist das nicht alles. Vielleicht ist es Zeit für Neues, zum Beispiel für eine Wirtschaft, in der Moral nicht gesetzlich vorgeschrieben wird, sondern gelebt wird, durch Überzeugung.
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