Sonntag, 1. Februar 2009

Tennis: Nadal schlägt Federer in Melbourne

Heute hat Nadal zum wiederholten Male Roger Federer im Finale eines Grand-Slam-Turniers geschlagen. Letztes Jahr in Paris und in Wimbledon ist es dasselbe gewesen. Damit ist die zur Zeit gültige Rangordnung im Profitennis eindrücklich bestätigt: Nadal Eins, Federer Zwei.

Der Mann, der als der begabteste und erfolgreichste Spieler aller Zeiten gilt, Roger Federer, muss sich bescheiden. Im direkten Vergleich gegen seinen direkten Konkurrenten Nadal setzt sich das fort, was sich im letzten Jahr schon abzeichnete: Nadal hat Federer überholt. Vorerst wenigstens!

Wer regelmäßig Tennismatches zwischen Spitzenspielern verfolgt, der weiß, dass über Sieg oder Niederlage oft nicht die spielerischen Fähigkeiten der Gegner entscheiden, denn die liegen bei den Besten dicht beieinander. Kleinigkeiten entscheiden, Nervenstärke, Tagesform, Fitness, manchmal sogar der Zufall. Wenn trotzdem auf lange Sicht und über viele Turniere hinweg ein Spieler sich als der Beste behaupten kann, dann muss ihn etwas von denen anderen unterscheiden, das über die reine Fähigkeit, Tennisbälle zielgenau knapp vor die Linien zu platzieren, hinausgeht.

Das kann eine besondere Nervenstärke sein, Erfahrung, Talent, körperliche Fitness, ein harmonisches privates Umfeld - oder schiere Kraft.

Sieht man Nadal zu, möchte man an schiere Kraft glauben. Und an eine unerschöpfliche körperliche Ausdauer. Dieser Spanier erläuft auch nach vier Stunden Tennis noch die unglaublichsten Bälle, scheinbar ohne jemals müde zu werden. Er erläuft sie nicht nur, sondern ist sogar so rechtzeitig zur Stelle, dass er sie mit seinen Vorhandhämmern auf die andere Seite zurückzimmern kann. Unwiderstehlich, unweigerlich, ein Kraftpaket auf zwei Beinen.

Mir scheint, wenn ich die letzten Begegnungen zwischen Nadal und Federer Revue passieren lasse, der Unterschied zwischen beiden liegt weniger in der Technik, sondern eher in der Kraft. Federer wirkte auf mich im letzten Satz müde und resigniert. Denselben Eindruck hatte ich letztes Jahr in Paris. Wenn Federer müde wird, dann hat Nadal immer noch eine Schippe draufzulegen. Vermutlich ist er den Bruchteil einer Sekunde schneller am Ball als sein Konkurrent, und hat dadurch die entscheidende Menge mehr Zeit, um sicher zurückzuspielen, und hat die größeren Muskeln, um den Ball noch ein bißchen mehr zu beschleunigen.

Nein, ich halte Nadal nicht für einen Spieler, der Haudrauf-Tennis spielt. Seine Technik, seine spielerischen Fähigkeiten stehen außer Zweifel, genau wie die von Federer. Aber auf dem Niveau, auf dem sich diese beiden begegnen, ist eben die spielerische Komponente nicht mehr die Einzige, die ausschlaggebend ist. Seit Nadal Tennis auf demselben Niveau wie Federer spielt, ist er an ihm vorbeigezogen, weil er stärker ist, physisch stärker.

Im Tennis, dieser von Koordination, Geschick, Taktik und Technik geprägte Sportart, sind auf dem obersten Niveau, auf dem Niveau Nadals und Federers, alle diese Komponenten ausgereizt, und es geben dann eben doch Kraft und Ausdauer den Ausschlag. Auch da ist der Unterschied zwischen den beiden bestimmt nicht riesig, aber Nadal ist wohl ein wenig stärker, jedenfalls heute ist er es gewesen, und auch bei vielen wichtigen Gelegenheiten im letzten Jahr.

Dann gibt es die Vielen, die fragen, wie kann das sein? Wie kann einer rennen und rennen, ohne müde zu werden? Ist das noch normal? Diese Frage stellen wir hier nicht! Was diese beiden, Federer und Nadal, auf dem Tennisplatz treiben, ist nicht normal. Es ist großartiges, unvergleichliches Tennis. Es ist vielleicht noch ein bißchen mehr ...

Keine Kommentare: