Sonntag, 21. März 2010

Die digitale Bohème frisst ihre Kinder

Holm Friebe/Sascha Log: Wir nennen es Arbeit Die Taz singt das Lied vom Ende der digitalen Bohème. Die digitale Bohème war ein Begriff, der in dem Buch Wir nennen es Arbeit geprägt wurde. Das Buch versprach mehr, als es halten konnte. Es wollt weltanschauliche Grundlage für einen neuen Lebensstil sein, für eine neue Kultur der Arbeit. Das waren hochgesteckte Ziele.

Ich fürchte, die Taz hat Recht. Die digitale Bohème war ein gutgemeinter Versuch, den Kommerz mit den Internet-Kreativen zu vereinen. Er fiel in eine Zeit, in der der Lack ab war vom Hype, die Hoffnungen aber noch da waren. Letztlich naiver Fortschrittsglaube: Die Möglichkeiten des Internet ermöglichen eine neue selbstbestimmte Existenzform unabhängig von den Beschränkungen des Angestelltendaseins. Irrtum! Das Internet wird von Menschen gemacht. Alle Beschränkungen und auch alle sozialen Schranken, die im realen Leben existieren, werden sich unweigerlich auf das Internet übertragen.

Freiräume dort wird es nur so lange geben, so lange sie nicht bemerkt werden.

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